Im usbekischen Zug von Russland nach Kasachstan

Als wir in Jekaterinburg in den Zug nach Kasachstan stiegen, hatten wir das erste Mal auf dieser Reise das Gefühl, dass wir schon weit weg von zu Hause waren. Es stellte sich heraus, dass der Zug nicht nur nach Nur-Sultan in Kasachstan fuhr, wo wir ausstiegen, sondern bis nach Taschkent in Usbekistan. Daher war der Zug weder russisch, wie wir erhofft hatten, noch kasachisch, sondern aus Usbekistan. 

Ein Schock am Anfang

Als wir den Zug betraten, stellten wir fest, dass dies eine ernsthafte Herabstufung der recht komfortablen Zugfahrten war, die wir in Russland erlebt hatten. Der Zug war viel älter. Es war heiß und der Geruch war nicht das, was wir als frisch beschreiben würden, eher in Richtung Schmutzwäsche gemischt mit Pferdewurst. Die anderen Passagiere in unserem Wagen waren meist ältere Männer. Sie hatten riesige Taschen und sogar einige Flachbild-Fernseher dabei – es schien, als ob einige von ihnen nach Russland reisen, um einzukaufen. Sogar unsere Betten und die Regale darüber waren voll mit Säcken von anderen Leuten, so dass wir keinen Platz für unsere Sachen fanden. Außerdem saß ein Mann auf unseren Plätzen. Als wir ihm zu sagen versuchten, dass er auf einem falschen Platz saß, zeigte er kein Interesse sich zu bewegen. Nach einiger Zeit setzte er sich dann doch glücklicherweise um, so dass wir unseren Plätzen einnehmen konnten.

Wagensteuerung aus der Sowjetära
Wagensteuerung aus der Sowjetära

Natürlich gab es auch keine Steckdosen. Als wir das erste Mal auf die Klos gingen war der Boden komplett nass und auch die Wände waren mit Spritzern bedeckt. So sehr, dass Johanna die Hausschuhe wegwerfen musste, die sie aus dem russischen Zug bekommen hatte, da sie nach dem Klo komplett getränkt waren. Alles was in Klo kommt geht (wie ich es auch noch aus meiner Kindheit kenne) direkt auf die Schienen. Es gab kein Klopapier, aber eine in zwei Hälften geschnittene Plastikflasche, die an der Wand hing und dazu gedacht war, Wasser aus dem Wasserhahn zu nehmen, um den Hintern zu waschen.

Sich mit der Situation arrangieren

Einer der besten Effekte des Reisens ist, sich an Dinge und Situationen anzupassen, die ungewohnt oder auch seltsam sind - die eigene Komfortzone zu erweitern und vor allem Vorurteile loszuwerden. Das ist uns nach einer Weile passiert. Als wir unseren anfänglichen Schock überstanden hatten, die Passagiere eines usbekischen Zuges statt eines russischen Zuges zu sein, und uns langsam begannen dort zu fühlen, erkannten wir, dass alles gut war.

Die alten Männer neben uns waren freundlich, ebenso das Zugpersonal. Die Männer versuchten, mit uns zu sprechen, allerdings war die Kommunikation aufgrund unserer Sprachdefizite natürlich schwer. Einer von ihnen gab uns etwas von seinen Süßigkeiten und zeigte uns auf einer Karte, wo er herkam. Die anderen halfen uns, erklärten uns mit Zeichensprache, wie die Dinge funktionierten oder wo wir unsere Taschen hin stopfen sollten.

Es stellte sich heraus, dass die Säcke auf unserem Bett mit Bettwäsche gefüllt waren. Das bedeutete, dass wir alle schöne, frische Bettwäsche für unsere Betten bekamen, sowie Matratzen und Pölster.

Die 3. Klasse im usbekischen Zug und die gemütlichen Betten
Die 3. Klasse im usbekischen Zug und die gemütlichen Betten

Auch für die schwimmenden Klos entwickelten wir eine neue Theorie. Es schien, dass das Personal den Zug immer wieder reinigte und auch die Klos bei dieser Gelegenheit mit Wasser durchspülte. Einige Kilometer vor der Grenze zu Kasachstan erschien dann sogar noch eine Rolle Klopapier.

Es gab auch einen Samowar, der wie schon beschrieben ganz wichtig auf jeder Zugfahrt ist. Bis jetzt hatten wir unsere Tassen im Waschbecken der Toilette gewaschen, aber dann hat uns ein Mitarbeiter des Zuges gezeigt, dass wir es auch mit Samowar machen können. Er führte uns bei einer Tasse vor, wie es am besten gemacht wird, gab uns Seife und einen Schwamm.

Köstliche Schwammerlsuppe vom Packerl als Beilage leicht vertrocknetes Brot
Köstliche Schwammerlsuppe vom Packerl als Beilage leicht vertrocknetes Brot

Im Grunde genommen müsste man in diesem Zug nicht einmal Essen mitnehmen, denn ab und zu kommt jemand mit riesigen, dampfenden Töpfen vorbei, um Essen zu verkaufen. Wir haben jedoch nichts gekauft, da wir zu 99,9% sicher waren, dass alles Fleisch enthielt. Es gab auch Verkäufer für Getränke (Wasser, Bier...) und sogar für Akkupacks.

Verkäufer zeigt Hochprozentiges und Telefonzubehör
Verkäufer zeigt Hochprozentiges und Telefonzubehör

Obwohl wir es zunächst nicht geglaubt hatten, dachten wir am Ende, dass die Zugfahrt ziemlich komfortabel war, und die 22 Stunden schnell vergangen waren.

„Graaaaanitsaaaa!!!“ - Grenzkontrolle mitten in der Nacht

Die Lichter wurden früh, gegen 22 Uhr, gedimmt, damit es noch die Möglichkeit gab, etwas zu schlafen, bevor wir an die Grenze kamen. Die Kontrollen begannen schließlich in den frühen Morgenstunden, vor Sonnenaufgang und dauerten mehrere Stunden. 

Die Offiziere auf der russischen Seite der Grenze waren streng und sehr präzise. Sie gingen mehrmals mit und ohne Hund durch den Wagen. Ein Offizier ging direkt zu uns: "get up", "sit down", "why were you in raaaschaaa". Wir mussten unsere Koffer nicht auspacken, im Gegensatz zu vielen Mitreisenden, aber wir hatten wahrscheinlich noch nie eine so detaillierte Passkontrolle an einer Grenze. Die Grenzbeamten betrachteten jede einzelne Seite mit verschiedenen Lichtern. Schließlich bekamen wir unsere Ausreisestempel und der Zug begann sich wieder zu bewegen. Es fühlte sich fast wie eine gewonnene Schlacht an, als die Grenzkontrollen auf der russischen Seite vorbei waren. Wir waren überrascht, dass sie alles penibel kontrollierten, wenn man bedenkt, dass alle ihr Land verlassen wollten.

Als wir an der kasachischen Seite der Grenze ankamen, war es mittlerweile hell. Die Kasachen wirkten relativ entspannt. Wieder bewegte sich ein Hund durch den Wagon und schnüffelte ein wenig herum. Dann kontrollierten die Grenzbeamten einige Taschen. In einem Sack fanden sie eine Spielzeugpistole, probierten sie aus und legten sie zurück. Sie wollten auch, dass ich meinen großen Rucksack von der Ablage hole und öffne. Als ich sie öffnete, lächelte der Beamte und sagte, es sei in Ordnung. Die einzige Frage, die wir beantworten mussten, war der Zweck unseres Besuchs - „tourism!“. Nachdem noch Fotos von uns angefertigt wurden, bekamen wir in unsere Pässe und Migrationskarten die benötigten Stempel. Es dauerte fast drei Stunden, bis wir alle wieder schlafen gehen und den Rest der Zugfahrt genießen konnten. Wir schliefen lange und absolvierten unseren täglichen Zugroutinen, Zubereitung von Essen und Schreiben. Außerdem haben wir gemerkt, dass sich die Landschaft sehr verändert hat. Von Birken- und Nadelbaumwäldern hin zu grasbewachsener Steppe.

Jetzt sind wir hier, endlich in Kasachstan!

Ankunft in Nur-Sutan
Ankunft in Nur-Sutan

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3 thoughts on “An Uzbek Train from Russia to Kazakhstan”

  1. Meidän passit syynättiin todella tarkasti kun mentiin bussilla Ulan Udesta (Venäjä) Ulanbaatoriin (Mongolia). Viisi kilometriä ennen rajaa bussiin tuli joku rajavartija: venäläisten ja mongolien passit kansi riitti, mutta kun näki Suomen passin niin otti ne ja lähti 10 minuutiksi tarkistamaan niitä toisaalla. Samoin itse rajalla taas syynättiin todella tarkkaa ja kun oltiin poistumassa bussiin tulivat jotkut “opiskelijat” haastattelemaan — ja viimeistään silloin kun alettiin kyselemään sotilasarvoja ja palvelupaikkaa sekä työpaikkaa tajusin että taitaa olla FSB miehet asialla. Mongolian puolella kaikki meni joutuisasti.

    1. Ookei, ilmeisesti siis raja-asemasta riippumatta Venäjältä lähtemiseen kannattaa varata vähän enemmän aikaa 😀 mekin ollaan itseasiassa kerran ylitetty raja Ulan Udesta Ulan Batoriin, mutta auton kyydissä. Auton kuski kuljetteli passeja eestaas ja hoiti suurimman osan rajamuodollisuuksista, joten en itseasiassa tiedä, kuinka tarkkaa meidän passit silloin tutkittiin.

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