- December 27, 2019
- Day 123
- Darjeeling, India
- 15145 Km
Dieses Jahr war unser Weihnachten anders. Anstatt es mit unseren Familien zu Hause zu verbringen, verbrachten wir es mit den nepalesischstämmigen Gorkhas in Nordindien. Unser Weihnachtsgetränk war weder der traditionelle finnische Glögi, noch der österreichische Glühwein, sondern der „Champagner unter den Tees“. Wir besuchten zwar eine Kirche am Weihnachtstag (und wurden dort zu Stargästen), aber auch mehrere buddhistische Klöster. Das Wetter erinnerte uns jedoch an zu Hause, denn wir waren in das kalte Darjeeling im indischen Himalaya gereist.
Von Kalkutta nach Darjeeling
Nachdem wir bei den letzten beiden Zugfahrten in der 3AC-Klasse gefahren waren, waren wir auf dem Weg von Kalkutta nach New Jalpaiguri wieder in der billigeren Sleeper Class unterwegs. In dieser Zugklasse sind die Fenster nicht verschlossen, und als wir Richtung Norden reisten, wurde es nachts sehr, sehr kalt. Irgendwann in der Nacht fing Johanna an zu lachen, als sie meinen Versuch sah, meine Füße warm zu halten, indem ich sie in einen Plastikbeutel packte.
Aber es war nicht nur die Kälte, die uns wachhielt. Der Zug war völlig überbucht, und diesmal waren unsere Mitreisenden nicht die zuvorkommendsten und stillsten Passagiere. Für sie spielte es keine Rolle, welche Uhrzeit es war und ob die Leute neben ihnen versuchten zu schlafen. Wir fühlten uns auch etwas beunruhigt, als zwei Frauen in Armeekleidung von der BSF (Border Security Force) mit Gewehren in den Zug stiegen. Spätestens als ihnen ein Mann folgte, der etwa zehn weitere Gewehre trug, waren wir uns sicher beunruhigt zu sein. Alle Gewehre wurden offen auf einem der oberen Betten gestapelt.
Die Fahrt war also etwas strapaziös, aber am Morgen, nach etwa zehn Stunden im Zug, kamen wir schließlich in New Jalpaiguri an.
Von New Jalpaiguri aus gibt es zwei Möglichkeiten, in Richtung des etwa 70 Kilometer entfernten Darjeeling weiterzufahren, "Sumo" ein geteiltes SUV-Taxi oder ein alter Schmalspur-Dampfzug, der von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Wir hatten geplant, den Zug zu nehmen, aber entschieden uns für den Sumo, nachdem wir herausgefunden hatten, dass es viel billiger und viel schneller war. Die Strecke war ohnehin fast die gleiche, da die Bahngleise meist neben der Straße verliefen. Die Landschaft auf dem Weg in die Berge war wunderschön.
Schönes, aber kaltes Darjeeling
Darjeeling ist eine Stadt in den Bergen im nordindischen Bundesstaat West-Bengalen, zwischen Nepal, Tibet und dem Nachbarstaat Sikkim. Die Stadt ist vor allem für ihren Tee berühmt, aber es gibt viel mehr zu sehen als nur die Teeplantagen (die allerdings wunderschön sind). Als wir ankamen, waren wir überrascht von der Größe der Stadt, von der wir erwartet hatten, dass sie viel kleiner sein würde. In Darjeeling leben über 130 000 Menschen. Die Mehrheit sind Gorkhas, die nepalesischer Herkunft sind und Nepali sprechen. Die Stadt liegt an den Hängen des Himalayas, was niedrige Temperaturen und viele enge, kurvenreiche Straßen bedeutet, die auf- und ab führen.
Das einzige öffentliche Verkehrsmittel in Darjeeling sind geteilte Kleinbusse, die auf der Hauptstraße hin und her fahren. Unsere Unterkunft (Teesta Homestay) befand sich einige Kilometer außerhalb des Zentrums, aber der Kleinbus fuhr fast bis vor die Haustür. Das Haus war gemütlich, und die Familie des Besitzers kümmerte sich sehr gut um uns. Die Aussicht von der Dachterrasse und dem Balkon unseres Zimmers war großartig. Das Einzige, worüber wir uns beklagen konnten, war, dass es drinnen genauso kalt war wie draußen (um den Gefrierpunkt), aber das scheint in den meisten Häusern in der Gegend der Fall zu sein. Am Tag unserer Abreise fanden wir schließlich heraus, dass es gegen einen kleinen Aufpreis einen Heizlüfter gegeben hätte...
Unser Weihnachtsabend - Darjeeling Tee, durchschnittliches Essen und Kaminfeuer
Suche nach Weihnachts-Milchreis
In Finnland ist ein typisches Weihnachts-Frühstück Milchreis. Nachdem wir morgens einige Alu Parathas (mit Kartoffeln gefüllte Fladen) gegessen hatten, versuchten wir, etwas ähnliches wie Milchreis als Dessert zu finden. Am Ende hatten wir eine Suppe aus süßer Milch mit Klumpen von Milchfett darin gekauft. Gut genug, im Grunde war es Milchreis ohne Reis.
Darjeeling Tee, einer der besten Tees der Welt
Am Nachmittag besuchten wir Happy Valley, das einzige Teegut direkt in der Stadt Darjeeling. Wir wollten die Teefabrik besichtigen, aber da gerade keine Saison war, war die Fabrik nicht in Betrieb. Trotzdem konnten wir kostenlos einen Spaziergang durch die Teeplantagen machen.
In der Nähe fanden wir ein kleines „Café“, das von einer süßen alten Dame geführt wurde. Sie durfte offiziell keinen Tee verkaufen, also tranken wir dort natürlich auch keinen... Aber wir kamen zu dem Schluss, dass der Tee hier absolut köstlich ist, und wir fragten uns nicht mehr, warum der Darjeeling-Tee als „Champagner unter den Tees“ bezeichnet wird.
Unser Weihnachtsabend
Obwohl wir zuvor auf dem Markt warme Socken, Handschuhe und Schals gekauft hatten, war uns immer noch kalt. Deshalb wählten wir das Restaurant für unser Weihnachtsessen nur auf Grund dessen aus, dass es mit einem Kamin beworben wurde. Der Kamin war wunderschön und es hingen sogar einige Socken daran, was zusammen mit dem Weihnachtsbaum eine warme, weihnachtliche Atmosphäre schuf. Leider aber, war das Essen nicht sehr gut.
Am Abend führten wir längere Videogespräche mit unseren Familien, tranken heißen Ingwer-Honig-Mandarine-Tee mit Rum unter der Decke und schliefen schon früh ein.
Weihnachtstag in Darjeeling, eine Fahrt mit der alten Seilbahn und überraschende Weihnachtsfeiern
Immer wenn ich herausfinde, dass es in einer Stadt eine Seilbahn gibt, überlege ich, ob wir damit fahren sollen. Johanna und ich waren beide ein wenig aufgeregt, die Seilbahn in Darjeeling zu betreten. Wir hatten gelesen, dass es vor Jahren einen Unfall gegeben hat, bei dem eine der Kabinen abgestürzt ist und vier Personen ums Leben kamen. Natürlich wurde die Seilbahn danach repariert und sie ist seitdem besser gewartet, aber sie sah immer noch sehr alt und klapprig aus. Sie war auch sehr langsam, und die Arbeiter schoben die Kabinen manuell auf das Seil und hielten in der Station auf.
Aber die Fahrt war großartig. Die Aussicht über die Teeplantagen war atemberaubend. Eine Zeit lang konnten wir sogar einige der schneebedeckten Gipfel des Himalajas bewundern, die zwischen den Wolken hervorschauten. Auf den zwei Fahrten lernten wir auch einige nette indische und bangladeschische Touristen kennen und plauderten mit ihnen.
Weihnachtsfeier in der Kirche
Normalerweise fährt die Seilbahn eine Runde. Wir baten darum, in der Talstation aussteigen zu dürfen und gingen das kleine Dorf dort erkunden. Wir hörten fröhliche Weihnachtsmusik und konnten bald die Quelle der Musik, eine kleine, hellgrüne Kirche, ausfindig machen.
Wir sind nicht die üblichen Kirchenbesucher, aber da der Weihnachtstag war, wollten wir sehen, wie die Menschen hier feiern. Als wir bei der Kirche ankamen, wurden wir gleich eingeladen, an der Feier teilzunehmen. Es war weit entfernt von dem wie wir Messen aus Kirchen in Europa kennen. Es gab viel Programm, vor allem Kinder, die fröhliche Lieder und Performances aufführten. Wir wurden auch gebeten, etwas vorzutragen oder ein paar Worte über Gott zu sagen, aber wir zogen es vor, im Publikum zu bleiben. Nach einer Weile als wir eigentlich gerade gehen wollten, kam der Bruder des Pastors zu uns. Er bestand darauf, dass wir bleiben sollten, und lud uns zum Mittagessen ein, das nach der Zeremonie stattfinden sollte.
Nach den Vorführungen der Kinder hielt der Pastor eine lange Rede. Dann erhielten alle Familien des Dorfes einige Geschenke. Zum Abschluss der Zeremonie wurde ein Kuchen zum Altar gebracht. Bisher konnten wir die Reden nicht verstehen, aber plötzlich wechselte die Frau, die ins Mikrofon sprach, auf Englisch. Wir wurden an nach vorne geholt, um den Kuchen mit dem Pastor und ein paar anderen Leuten zu teilen. Das schien eine große Ehre zu sein. Der Pastor schnitt den Kuchen in Stücke, die Frau stopfte jedem ein Stück mit den Fingern in den Mund, alle klatschten und die Zeremonie war zu Ende.
Schließlich war es Zeit zum Essen. Das Essen, das aus großen Töpfen auf dem Hof serviert wurde, war sehr schmackhaft. Wir aßen einige Gemüsecurrys mit Reis und es gab auch etwas Fleisch im Angebot. Während des Essens führten wir einige nette Gespräche mit den Dorfbewohnern, da viele von ihnen Englisch sprachen. Sie erklärten uns, dass etwa die Hälfte der Bevölkerung des Dorfes auf der angrenzenden Teeplantage arbeitet.
Auf uns wirkte, die christliche Kirche hier sehr modern und offen. Auch war es großartig, dass die Kirche jedem im Dorf (und sogar uns) ein kostenloses Weihnachtsessen zur Verfügung gestellt hatte. Unser Besuch der Kirche in diesem kleinen Dorf war auf jeden Fall ein ganz besonderes Erlebnis.
Nach der Feier ist vor der Feier
Auf dem Rückweg zu unserer Gastfamilie kamen wir an einem Weihnachtsmann mit einer etwas gruseligen Maske vorbei, der an der Tür eines Restaurants stand. Er wünschte uns frohe Weihnachten und überreichte uns einige Masala-Bonbons. Da das Restaurant nett aussah, fragten wir, ob es möglich sei, später dort zu Abend zu essen, und sie sagten uns, dass das Lokal bis acht Uhr geöffnet sei (die meisten Lokale in Darjeeling schließen früh).
Am Abend gingen wir zurück zum Restaurant. Als wir gerade hineingehen wollten, zündete jemand ein lautes Feuerwerk direkt neben der Tür an. Verschreckt gingen wir rasch hinein, ohne uns allzu sehr umzuschauen, und setzten uns an einen der Tische. Nach einer Weile stellten wir fest, dass das Restaurant anscheinend nicht mehr geöffnet war (obwohl es noch nicht acht war) und dass dort eine Privatparty stattfand. Es saß nur eine Gruppe von Leuten um einen Tisch herum, die Theke war gut bestückt mit offenen Alkoholflaschen und Getränken zum Mischen und der Besitzer des Lokals stand als DJ hinter seinem Laptop.
Die heitere Gruppe bot uns an zu bleiben und mit ihnen zu feiern. Sie kochten für uns ein nettes chinesisches Essen und luden uns auf die Getränke ein. Wenn man bedenkt, wie wir nach dem Essen um den Weihnachtsbaum herum zu nepalesischen Hits tanzten, konnte man nicht ahnen, dass es noch früh am Abend war und dass wir zwei im Gegensatz zu den Anderen nur zwei Whiskeys verdünnt mit Wasser getrunken hatten. Unsere neuen Freunde waren buddhistische Gorkhas, aber trotzdem feierten sie gerne Weihnachten, weil es ein guter Grund war gemeinsam zu feiern und Spaß zu haben - Was wir gut nachvollziehen konnten.
Leider war Johanna die letzten beiden Tage wegen der Kälte kränklich. Nachdem sie etwa eine Stunde lang wie eine Verrückte getanzt hatte, fing sie an, sich wieder fiebrig zu fühlen, und wir beschlossen, dass es für uns an der Zeit war, nach Hause zu gehen, anstatt später in der Stadt mit der Gruppe eine Party zu feiern.
Wir beide sind es gewohnt, auch mit unseren Freunden zu Hause zu Weihnachten zu feiern. Dieses Jahr waren diese verrückte Gruppe ein großartiger Ersatz für unsere Freunde in Finnland und Österreich (aber wir vermissen euch immer noch!).
Von Weihnachten zum Buddhismus-Marathon
Besuch der Friedenspagode
Am nächsten Morgen fühlte sich Johanna wieder etwas gesünder. Nach einer morgendlichen Yoga-Session auf dem Dach gingen wir in die Friedenspagode. Es gibt rund 80 Friedenspagoden auf der ganzen Welt. Bisher haben wir die Pagoden in Wien und im nepalesischen Pokhara gesehen, und jetzt die in Darjeeling. Vielleicht sollten es zu unserem neuen Hobby machen und versuchen, sie alle zu besuchen
Es war ein netter halbstündiger Spaziergang von unserer Unterkunft zur Pagode. Wir verbrachten einige Zeit vor Ort und schickten ein paar gute Gedanken und Wünsche in die Welt. Neben der Pagode war auch ein kleines Kloster, das wir auch erkundet haben.
Unterwegs zum Dali-Kloster
Obwohl wir beim Symbol des Friedens waren, konnten wir an diesem Morgen den Frieden zwischen uns beiden nicht allzu lange aufrechterhalten. Als wir versuchten, herauszufinden, wie wir von der Pagode zum Dali-Kloster weitergehen können, verloren wir sowohl mit Google Maps als auch untereinander völlig die Nerven verloren.
Schließlich fanden wir den richtigen Weg - es war ein kleiner Pfad, der direkt unter der Pagode auf der rechten Seite vorbeiführt. Trotz der schlechten Laune war der Spaziergang selbst schön.
Nach einer halben Stunde erreichten wir das Kloster und konnten uns dort wieder miteinander versöhnen. Die Tür des Klosters war verschlossen, aber ein freundlicher Mönch erklärte sich bereit, uns hereinzulassen. Wir sahen uns eine Weile in den friedlichen und schönen Räumlichkeiten um, blieben aber nicht lange, da es abgesehen davon außerhalb der Gebetszeiten nicht viel zu sehen gab.
Die Klöster von Ghoom
Nicht, dass die Friedenspagode mit ihrem kleinen Kloster und dem Dali-Kloster nicht ausgereicht hätte. Wir beschlossen, unseren Tag voll und ganz dem buddhistischen Sightseeing zu widmen und in die nahe gelegene Stadt Ghoom zu fahren, um dort noch ein weiteres Kloster zu besuchen.
Wir fragten einen Beamten, der an der Straße stand, wo wir ein Sammeltaxi nach Ghoom nehmen konnten. Nach wenigen Minuten hatte er einen privaten Pickup gestoppt und uns hineingesetzt. Der Fahrer und sein Freund waren Mitglieder einer lokalen Rap-Crew und versprachen, uns beim Kloster abzusetzen. Eigentlich sagten sie uns, dass es in Ghoom zwei Klöster gäbe, die wir besuchen sollten. Warum nicht, denn buddhistische Klöster schienen ohnehin das Thema des Tages zu sein.
Das erste Kloster, das wir besuchten, hieß Yiga Choeling. Das Kloster war klein, und die Tür war verschlossen, so dass wir nicht lange blieben. Das Wetter war kalt und feucht, so dass wir uns langsam sehr müde fühlten, aber wir beschlossen, noch ein letztes Kloster für den Tag zu besuchen.
Wir spazierten zum Ghoom-Kloster entlang der Zuggleise, die direkt durch die Stadt führen. Dieses Kloster war ein wenig größer und auch geöffnet. Es war auch sehr schön, aber wir waren bereits wie betäubt von all den Buddha-Statuen und den Gebetsfahnen und den bunten, detaillierten Malereien an den Wänden. Es war an der Zeit, zu unserer Unterkunft zurückzukehren.
Abreise aus Darjeeling
Der Gastgeber unseres Homestays war äußerst nett und hilfsbereit. Er gab uns detaillierte Informationen darüber, wie wir zum nächsten Ziel unserer Reise gelangen konnten. Wir machten uns auf den Weg zum zentralen Taxistand, um nach ein Sumo-Taxi nach Gangtok, der Hauptstadt von Sikkim, zu suchen. Um nach Sikkim einzureisen, brauchten wir eine Sondergenehmigung, die wir an der Grenze des Bundesstaates beantragen konnten. Aber das ist eine andere Story...
1 thought on “Darjeeling – Christmas surprises, Buddhist monasteries and local tea”
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