- November 27, 2019
- Day 84
- Jaipur, India
- 10270 Km
In Jaipur gab es an der Wand unseres Gästehauses eine Zeichnung, mit dem Spruch: „Don’t make plans for India because India already made plans for you.“ Nichts hätte unseren Aufenthalt in Jaipur nicht besser beschreiben können. Unser ursprünglicher Plan war, einen Tag in der "Pink City" zu bleiben und dann unseren Weg nach Pushkar und Jodhpur fortzusetzen. Letztendlich blieben wir fünf Nächte. Wir besuchten eine Hochzeit, kämpften mit Affen und verlängerten unseren Aufenthalt, um eine seltene Gelegenheit wahrnehmen zu können.
Jaipur - Die Essenz von Indien
Jaipur ist eine typische indische Stadt. Die Straßen sind sehr hektisch, voller Rikschas und Autos die durchgehend hupen, Müll fressender Kühe und Ziegen, Straßenverkäufer und Bettler. Die Gebäude sind wunderschön und erzählen Geschichten aus der Zeit der alten Maharadschas, und an fast jeder Ecke gibt es einen Tempel.
Buchstäblich jedes Kind auf der Straße begrüßte uns, und wir haben auch viele sehr freundliche Erwachsene getroffen. Allerdings war Jaipur auch der erste Ort, an dem wir wieder das Gefühl gehabt haben, dass wir in Indien gut aufpassen müssen, wem wir vertrauen. Die Rikscha-Fahrer waren korrupt und oft schienen sie auch keine Ahnung zu haben, wohin wir fuhren.
Wir suchten uns eine nette, von einer Familie geführte Unterkunft, das Chalo Eco Hostel, im muslimischen Viertel von Jaipur aus. Da es sich nicht um eine der typischen Touristengegenden handelte, waren die Leute in der Nachbarschaft sehr freundlich und nicht aufdringlich. Wir genossen unsere Aktivitäten in Jaipur, aber es war großartig, dass das Hostel eine gemütliche Dachterrasse hatte. Dort konnten wir eine Auszeit von all der Hektik nehmen, den Kindern auf den Dächern zusehen, wie sie ihre Drachen steigen ließen, und den Gebetsrufen der umliegenden Moscheen lauschen.
Unser erster Abend in Jaipur
Auf dem Weg von Pathankot nach Jaipur haben wir unsere ersten 10.000 Kilometer auf dem Landweg zurückgelegt! Etwas, das wir feiern mussten! Da unser Zug nach Jaipur fünf Stunden Verspätung hatte , hatten wir an diesem Tag nicht mehr viel Zeit, etwas anderes zu tun. Vor allem, weil wir einige Stunden damit verbrachten, mit Rikschas durch die Stadt zu fahren, die mit uns Irrwege fuhren und versuchten, dafür einen Aufpreis zu verlangen.
Vor unserem Abendessen brachte Seri noch sein OnePlus-Telefon zum Akkuwechsel in einen Oneplus-Shop. Es gibt keine OnePlus-Niederlassungen in Europa, daher war dies ein guter Ort, um eine neue Originalbatterie für weniger als 8 Euro zu bekommen.
Wir feierten unsere ersten 10.000 Kilometer im Hawk View Restaurant. Es war ein nettes, stimmungsvolles Dachrestaurant mit gutem Essen und moderaten Preisen. Lasst euch nicht davon abschrecken, dass es auf dem Dach des Sheraton-Hotels liegt. Das Hotel schien nicht viel mit der eigentlichen Fünf-Sterne-Hotelkette Sheraton Hotels zu tun zu haben... Endlich haben wir unsere ersten Kingfisher-Biere auf dieser Reise bekommen! Aber wir waren so müde, dass unsere Feier schon vor zehn Uhr nach einem kleinen Bier und einem gemeinsamen Thali endete.
Ein Tag voller Sehenswürdigkeiten
An unserem ersten Morgen in Jaipur wachten wir mit dem Gedanken auf, dass wir unsere Reise am nächsten Tag fortsetzen würden. In Jaipur gibt es viel zu sehen, deshalb beschlossen wir, mehrere Sehenswürdigkeiten an einem Tag anzuschauen.
Palace of Winds
Wir begannen unseren Tag mit einem Spaziergang zum Palace of Winds. Er hat eine prächtige Fassade mit dutzenden wunderschön dekorierten Fenstern. Dieser Teil des Palasts wurde für die Frauen gebaut, damit sie sehen können, was auf den Straßen vor sich geht, ohne sich bedecken zu müssen. Wir gingen auf einen Chai auf das Dach eines der Touristencafés gegenüber dem Palast, um eine bessere Aussicht zu bekommen.
Das Jantar Mantar ist eine Sammlung riesiger astronomischer Instrumente. Der Ort wurde 1734 vom Gründer Rajasthans erbaut und verfügt über die größte Sonnenuhr der Welt. Für uns war dies ein interessanter Ort, auch wenn wir nicht ganz verstanden, wie man die Instrumente zur Messung der Zeit oder der Entfernungen von Himmelsobjekten benutzte.
Jantar Mantar is a collection of huge astronomical instruments. The place was built by the founder of Rajasthan in 1734 and it features the world’s largest sundial. For us this was an interesting place to see, even though we didn’t quite understand how to use these instruments for measuring time or the distances of celestial objects.
Der Hanuman-Tempel
Nach einer kurzen Auseinandersetzung mit unserem Rikscha-Fahrer erreichten wir schließlich den Hanuman-Tempel, der etwas außerhalb der Stadt lag, kurz vor Sonnenuntergang. Wahrscheinlich war dies die beste Zeit für einen Besuch. Der sich verdunkelnde Abend und das Quietschen und Schreien der Affen, mit denen die alten Tempel überseht waren, schufen eine magische, fast schon unheimliche Atmosphäre.
In den Tempeln müssen Hunderte von Affen gelebt haben, und sie schienen sich überhaupt nicht vor den Menschen zu fürchten. Ganz im Gegenteil, es war genau umgekehrt. Nachdem ein Affe mein Bein gepackt hatte, ein anderer auf meinen Rucksack sprang und einer versuchte, Johanna die Kamera zu stehlen, bekamen wir ein wenig Angst vor ihnen. Vor allem aber, wollten wir nicht von einem (oder hunderten) Affen gebissen werden. Als schließlich eine Gruppe junger Rucksacktouristen auftauchte, schlossen wir uns alle eng zusammen und schafften es bis ganz nach oben zum Ausgang des Tempels. Unserer Meinung nach war dies einer der einzigartigsten Hindu-Tempel, die wir je gesehen haben.
Eine ernste Frage
Als wir zu unserem Hostel zurückkamen, bereit, unsere Sachen zu packen und am nächsten Morgen abzureisen, hörten wir, dass der Manager mit uns sprechen wollte. O-oh, was haben wir getan?! Es stellte sich heraus, dass er uns nur fragen wollte, ob wir am nächsten Tag als Statisten in einer Bollywood-Produktion mitspielen wollten. Natürlich wollten wir das, aber es bedeutete, unsere Reisepläne (mit bereits gebuchten Zügen und dem Hostel) zu ändern. Nach einem zehnminütigen Brainstorming beschlossen wir, mitzumachen! Es war etwas, das uns wirklich interessierte - zumal Johanna für viele Jahre in einer finnischen Fernsehproduktion tätig war.
Allerdings stellte sich heraus, dass die Bollywood-Produktion auf der Suche nach 20-22 Jahre alten, westlich aussehenden, Menschen waren. Da wir bereits viel älter waren, dachten wir, dass es nichts werden würde. Überraschenderweise fanden sie, dass wir auf den Fotos, die wir geschickt hatten jung genug aussahen und engagierten uns als Statisten.
Etwas später wurde uns erklärt, dass es sich bei der Produktion nicht um einen Film, sondern um ein Musikvideo, das in zwei Tagen gedreht wurde, handelte. Die beiden Tage haben viel Spaß gemacht. Wir lernten ein freundliches und professionelles indisches Filmteam, einige berühmte Schauspieler und Tänzer kennen und machten am Ende auch einige Dinge vor der Kamera, die wir uns zuvor nicht vorstellen konnten in der Öffentlichkeit zu tun (allerdings nichts Perverses :-D ). Über unsere Tage am Set einer Bollywood-Musikvideoproduktion werden wir Ihnen im nächsten Beitrag berichten!
Ein weiterer Tag voller Überraschungen
Besuch eines Schmuckstein-Werkstadt
Beim Frühstück im Hostel unterhielten wir uns mit dem Bruder des Managers, Salim. Es stellte sich heraus, dass die Familie noch einen weiteren Betrieb führte, der Schmucksteine verarbeitete. Da wir von dem Thema fasziniert waren, versprach Salim, uns in die Werkstatt zu bringen und uns zu zeigen, wie die Steine bearbeitet werden.
Kurze Zeit später stiegen wir zu Dritt auf Salims Motorrad und fuhren zur Werkstatt. Dort bekamen wir etwas Chai und sahen, wie sich der rohe Stein in die geschliffenen Steine verwandelte, die wir von Schmuck kennen. Der Stein durchläuft mehrere von Menschenhand angetriebene Maschinen, wobei es wichtig ist große Aufmerksamkeit auf Details zu legen. Es war interessant, den Prozess zu sehen. Uns wurde klar, wie viel Arbeit in einem Schmuckstein steckt, bevor er so aussieht, wie wir ihn aus den Geschäften kennen.
Suche nach einer alten Freundin
Nach unserem Besuch in der Edelsteinwerkstatt fragte uns Salim, ob wir es eilig hätten oder ob wir Zeit hätten, bei einem Freund vorbeizuschauen, von dem er uns zuvor erzählt hatte. Er war ein indischer Mann, der vor etwa dreißig Jahren mit einer Österreicherin befreundet war. Sie lebte drei Monate lang bei ihm. Danach blieben sie noch lange in Kontakt, aber irgendwann ging der Kontakt verloren. Wir versprachen, spätestens bei unserer Rückkehr nach Hause, zu schauen, ob wir diese Person und ihre Kontaktdaten finden könnten. Falls ihr Ideen habt, freuen wir uns über Anregungen oder Unterstützung. Wir kennen Namen, Beruf, ungefähres Alter und Wohnort der Frau.
Teilnahme an einer muslimischen Hochzeit
Während des Besuchs bei dem Freund erwähnte Salim, dass er für den Abend zu einer Hochzeit eingeladen war. Wir fragten, ob wir ihn begleiten könnten, und er sagte, wir seien mehr als willkommen. Es war Hochzeitssaison in Indien. Während unseres Aufenthalts in Jaipur haben wir jeden Abend einige Hochzeitsfeiern gehört und gesehen, überall in der Stadt wurden am Abend einzelne Feuerwerke abgeschossen. Das Feuerwerk bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der Bräutigam zu den Feierlichkeiten gekommen ist.
Am Abend holte uns Salim ab. Wir waren, klassisch indisch, wieder zu dritt auf dem Motorrad unterwegs. Zum Glück war Salim ein sehr vorsichtiger Fahrer und wahrscheinlich der einzige, der die Hupe nur dann benutzte, wenn es notwendig war. Die Hochzeit fand am Rande der Stadt statt, und auf dem Weg passierten wir mehrere andere Hochzeiten. Die Fahrt dorthin dauerte länger, als wir erwartet hatten. Unterwegs hielten wir an, um eine Karte und einen Umschlag zu kaufen und bisschen Geld als Geschenk für das Hochzeitspaar hineinzugeben.
Als wir ankamen, hörten wir, dass der Bräutigam noch nicht eingetroffen war, er hatte sich verspätet. Die meisten Gäste waren Familienmitglieder, aber der Begriff Familie war hier etwas weiter gefasst... Es waren Hunderte von Gästen. Salim stellte uns viele von ihnen vor. Dann bekamen wir etwas Essen vom Buffet, aber als Vegetarier mussten wir die meisten Dinge auslassen.
Nach dem Essen bot Salim Johanna an, dass sie sich die Frauenseite ansehen und dann zurückkommen könnte. Johanna machte eine kleine Runde auf der Seite der Frauen, während Seri und Salim weiter mit den Männern plauderten und Milchkaffee tranken. Sie führte Smalltalk mit einigen Frauen und machte Fotos mit ein paar Kindern, die danach gefragt hatten. Es fühlte sich immer noch ein bisschen unangenehm an, allein dort herumzuhängen, ohne zu wissen, wer die Braut war, und so kam sie bald wieder zurück.
Nach einer Weile fragte Salim erneut, ob Johanna auf die andere Seite gehen und mit der Braut sprechen wolle. Langsam verstanden wir, worum es wohl ging und Johanna kehrte unbeholfen auf die andere Seite zurück. Die Braut war nicht sehr gesprächig. Johanna blieb auf der anderen Seite, bis sie von kleinen Jungen umgeben war, von denen einer, der keine zehn Jahre alt war, ihr sagte, dass er sie gerne ficken würde. Nach zwei Stunden verließen wir die Hochzeit, da der Bräutigam immer noch nicht angekommen war. Viele andere hatten dies bereits vor uns getan, so dass wir hoffen, dass zumindest einige Leute auf der Party waren, wenn oder falls der Bräutigam jemals eintreffen sollte.
Good Ride Stories goes Bollywood
Am Abend bevor unsere Karriere als Bollywood-Stars anfing, waren wir ziemlich aufgeregt. Wir wussten überhaupt nicht, was uns dort erwarten würde und was wir dort tun müssten. Wir bekamen eine kleine Liste mit Kleidung und anderen Sachen, die wir am Set brauchen würden, und bereiteten diese noch vor dem Schlafengehen vor. Unser Fahrer sollte uns am nächsten Morgen um sieben Uhr abholen, um uns in ein glamouröses Fünf-Sterne-Hotel zu bringen, wo die Dreharbeiten stattfinden würden...
1 thought on “Jaipur – The pink city full of palaces and surprises”
Incredible photos, looking at them, I kind of was there. Thanks for this opportunity! I’m impressed!
Great trip!