- November 9, 2019
- Day 66
- Lahore, Pakistan
- 9046 Km
Lahore, Pakistans "Hauptstadt" der Kultur und des Essens, zu erkunden, war der perfekte Abschluss unserer Zeit in diesem beeindruckenden Land. Unser neuer Freund Salman zeigte uns einige historische Sehenswürdigkeiten in der Stadt und führte uns in die Geheimnisse des köstlichen Streetfood ein. Wir nahmen auch an einem mystischen Sufi-Ritual teil und lernten, dass die Menschen in Lahore mindestens so gastfreundlich (und genauso verrückt nach Selfies) sind wie auch sonst überall im Land.
Verzweifelte Suche nach einer Unterkunft
Am Busbahnhof von Lahore stiegen wir mit unserem neuen Freund Salman der in die gleiche Richtung musste, in ein Uber. Nachdem wir 22 Stunden in einem Bus von Gilgit nach Lahore gesessen hatten, freuten wir uns sehr darauf, in eine Unterkunft zu kommen, dort zu duschen und kurz zu schlafen. Wir hatten über Booking.com ein Hotel gefunden, in dem wir gerne übernachten würden, aber in der Hoffnung, persönlich einen besseren Preis zu bekommen noch nicht gebucht. Diesmal hat unsere Strategie nicht funktioniert. Sie verlangten einen doppelt so hohen Preis, weil anscheinend alle Zimmer, die wir uns angesehen hatten, gerade gebucht worden waren. Also mussten wir uns nach einem anderen Ort umsehen, was in großen Städten meistens nicht so einfach ist.
Zum Glück wohnte Salman, der darauf bestanden hatte, uns zu helfen, gleich um die Ecke. Wir konnten unsere größeren Taschen in seinem Zimmer lassen, während wir uns nach den Preisen der Hotels erkundigten. Wir waren wirklich müde, also hielten wir nicht allzu lange durch, bis wir aufgaben und uns auf ein Hotel einigten, das deutlich über unserem üblichen Budget in Pakistan lag. Aber es war ein schönes und sauberes Zimmer.
Lahore wirkte auf uns mit seinem chaotischen Verkehr und den Straßen, die eindeutig nicht für Fußgänger gemacht sind, anstrengend. Was wir dafür aber umso mehr genossen, war das Wetter. Endlich war es warm! Am ersten Tag waren wir allerdings so müde, dass wir nicht allzu viel Zeit draußen verbrachten. Eine weitere Sache, die uns glücklich machte, war, dass es ein viel größeres Angebot an vegetarischem Essen gab als zuvor.
Sightseeing und Snacking mit Salman
An unserem ersten ganzen Tag in Lahore machten wir mit unserem Freund Salman eine Tour durch die Altstadt. Salman war ein entspannter und freundlicher Typ, so dass es sehr nett war, den Tag mit ihm zu verbringen. Wir besuchten drei der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt, den Greater Iqbal Park inklusive Minar-e-Pakistan (dem "Eiffelturm" von Lahore), das Lahore Fort und die Badshahi Moschee, die alle an bzw. in der Walled City liegen.
Neben der Besichtigung von Sehenswürdigkeiten war unsere zweite Hauptaktivität des Tages uns durch das Angebot an Streetfood zu kosten. Salman hielt hier und da an, sagte uns was wir probieren sollten und schnappte für uns einige Snacks von den Straßenverkäufern. Kein Wunder, dass Lahore auch die Stadt des Essens genannt wird.
Für das Abendessen hatten wir uns einen Stopp an einer der "Foodstreets" in der Stadt gewünscht. Wir gingen zuerst zu der in der Nähe des Forts, stellten aber fest, dass das Essen dort viel zu teuer war. Allerdings hatten wir auch von der Gawalmandi Food Street gelesen, die viel interessanter und authentischer klang. Leider war unser Besuch eine große Enttäuschung. Es war nur eine kurze Straße mit ein paar Restaurants, die zumindest um diese Zeit des Abends völlig leer waren. Wir haben in einem der dortigen Restaurants ein paar einfache Aloo- und Palak-Currys gegessen und dann unser Programm fortgesetzt.
Teilnahme an einer mystischen Sufi-Zeremonie
Der nächste und letzte Programmpunkt unseres Tages war etwas, das Johanna und ich geplant hatten, nämlich die Teilnahme an einer Sufi-Zeremonie. Es sollte eine neue Erfahrung für uns alle, einschließlich Salman, werden. Der Sufismus kombiniert alte mystische islamische Glaubensvorstellungen und Praktiken, um Gott näher zu kommen. Teil davon ist auch eine Zeremonie namens Dhamal, die von Sufis in Pakistan und in einigen Teilen Indiens durchgeführt wird. Die Sufis versammeln sich in einem Sufi-Schrein, rauchen Haschisch und tanzen sich in Trance. Gewöhnlich geschieht dies am Donnerstagabend, weil es der Tag vor dem Freitagsgebet, dem heiligen Tag in der Woche des Islam, ist. Und zu unserem Glück war es zufällig Donnerstag!
Nach mehreren Terroranschlägen in dem ehemals beliebtesten Schrein der Stadt für Sufi-Dhamals, finden diese Rituale heute nur noch in einigen kleineren Schreinen statt. Nach einigen Nachforschungen nahmen wir ein Uber zu einem Markt in der Nähe des Madho Lal Hussain-Schreins.
Bei der Sicherheitskontrolle am Eingang wurden wir freundlich willkommen geheißen. Der Schrein war stimmungsvoll mit Kerzen und Öllampen beleuchtet, der Duft von Räucherstäbchen lag in der Luft. Während auch Frauen im und um den Schrein präsent waren, schienen nur Männer (und Kinder) auf einem ummauerten Platz mit alten Bäumen, wo die eigentliche Zeremonie stattfand, präsent zu sein. Das war natürlich ein bisschen enttäuschend für Johanna. Zum Glück konnten wir die Zeremonie auch von unserem Platz hinter der Mauer aus gut beobachten. Salman und ich gingen auch eine Weile ins Getümmel.
Die Leute aßen und rauchten Haschisch, während die Männer in der Mitte tanzten und sich zum Trommelschlag um die eigene Achse drehten, um sich in Trance zu begeben.
Wir fühlten uns in diesem Geschehen ein bisschen wie ein Fremdkörper, aber die Leute verhielten sich uns gegenüber offen und freundlich. Sie boten uns einen leckeren Getreidebrei mit Nüssen und Früchten an.
Wir blieben für einige Zeit dort, schauten uns gebannt das faszinierende Ritual an und plauderten mit einigen der Sufis. Ein Sufi-Dhamal zu sehen war eine ganz besondere Erfahrung, die wir nur wärmstens für einen Besuch in Lahore empfehlen können.
Planänderung und Erledigungen
Seitdem wir die drei lustigen Pakistani im chinesischen Tashkurgan getroffen haben, war unser Plan, sie in ihrer Heimatstadt, nicht allzu weit von Lahore entfernt, zu besuchen. Ursprünglich hatten wir geplant, dies an unserem zweiten Tag in Lahore zu tun, aber leider kam das Treffen wegen schlechter Kommunikation und Abstimmung nicht zustande. Deshalb hatten wir Zeit, langweilige Dinge wie die Suche nach einem Postamt oder einem auszahlungswilligen In Pakistan mussten wir im Durchschnitt etwa sechs Bankomaten durchprobieren, bevor wir von einem Geld abheben konnten, es dauert also wirklich einige Zeit...
Weitere Sehenswürdigkeiten in den engen Straßen der Walled City
Wir besuchten auch wieder die Walled City - diesmal einen weiteren Teil davon. Die engen Straßen sind voller Menschen, Rikschas, Motorräder und Tiere. Die Straßen sind gesäumt von Läden, die bunte, glitzernde Kleider, glänzenden Schmuck und alles andere verkaufen, was man vielleicht oder vielleicht auch nicht braucht. Obwohl der Marktbereich der Walled City sehr belebt ist, fühlte er sich nicht so stressig an wie auf ähnlichen Märkten in anderen Städten der Welt. Die Verkäufer versuchten nicht uns zum Kauf zu drängen, und meistens, wenn wir "Hallo" hörten, war es nur zur Begrüßung.
In der Walled City besuchten wir das alte Shahi Hammam, das neben dem Tor von Delhi liegt. Es wurde vor ein paar Jahren restauriert und dient heute als Museum, was einerseits gut ist, aber andererseits bedeutet, dass man dort nicht baden kann. Wir sind große Fans von Hammams und Spas und besuchen sie auf unseren Reisen, wann immer es möglich ist. Es war interessant zu sehen, wie viele Ähnlichkeiten dieser Hammam unter anderem mit den ältesten in Budapest hat. Zum Beispiel haben beide ein achteckiges Mittelbecken und ähnliche Dachkonstruktionen. Schade, dass man in diesem nicht baden konnte.
Die berühmte Masjid Wazir Khan Moschee befindet sich fast neben dem Hammam. Wir sind nicht hineingegangen, sondern haben einige Zeit davor verbracht und geduldig mit einheimischen Jungs Selfies und auch ein paar Fotos von der Moschee selbst gemacht.
Die Gastfreundschaft (und das Interesse an Selfies) der Menschen in Lahore
Während unserer Zeit in der Altstadt von Lahore mussten wir mehr Selfies mit Einheimischen machen, als wahrscheinlich auf der ganzen Reise davor. Vor allem ich fühlte mich fast wie ein Filmstar unter den jungen (und auch etwas älteren) Männern, die ständig nach Selfies fragten.
Neben dem Wunsch Selfies mit uns zu fotografieren, sorgten die Einheimischen auch dafür, dass wir uns als Gäste in ihrer Stadt sehr willkommen fühlten. Als wir zum Beispiel einmal im Begriff waren, bei einen Imbiss auf der Straße zu bezahlen, sprang ein junger Mann buchstäblich zwischen mich und den Verkäufer und verlangte, für unser Essen zu bezahlen.
Sogar in einer Bäckerei, als wir Süßwaren kaufen wollten, gaben uns die Bäcker statt unser Geld zu nehmen noch mehr Süßwaren und luden uns zu einer Führung ins Hinterzimmer der Bäckerei ein. Nichts geht über die Gastfreundschaft der Pakistanis die sogar in den großen Städten Gang und gebe ist. Der Versuch, die freundlichen Angebote der Menschen abzulehnen, ist völlig zwecklos und die Standardantwort lautet: „You are our guests, it is our duty to take care of you“.
Sentimentale Gefühle an unserem letzten Tag in Pakistan
Das ganze Reisen und Sightseeing ist in letzter Zeit ziemlich anstrengend geworden. Wir haben das Gefühl, dass wir einen Ort brauchen, der entspannend und warm ist und wo wir nicht zu viele Dinge zu tun haben. Obwohl wir ursprünglich geplant hatten, länger zu bleiben, beschlossen wir deshalb, weiter zu ziehen und Lahore und Pakistan am nächsten Tag zu verlassen.
Am Abend, als wir unser letztes Abendessen in Pakistan aßen, begann Johanna im Restaurant zu weinen. Es war so traurig, Pakistan und die wunderbaren Menschen hinter uns zu lassen. Gleichzeitig freuen wir uns aber natürlich auch schon auf unsere neuen Abenteuer in Indien.
Der letzte Brunch vor der Abreise aus Pakistan
An unserem letzten Morgen vor der Abreise nach Indien trafen wir uns nochmal mit unserem Freund Salman, um etwas zu erledigen, was wir noch gemeinsam machen wollten. Er führte uns in ein Restaurant namens Capri, das an einem Samstagmorgen DER Ort zu sein schien, zumindest wenn man ein Fan von Halva Puri ist. Halva Puri mit Chana klingt nach einer seltsamen Kombination - süßes Halva, frittiertes Brot und Kichererbsen-Curry, werden miteinander gegessen. Aber es war wirklich gut.
Der Brunch mit unserem Freund Salman war der beste Abschluss unseres Aufenthaltes in der Stadt des Essens und in ganz Pakistan, das sich zu einem unserer Lieblingsländer zum Reisen entwickelt hat. Nachdem wir uns von Salman verabschiedet hatten, machten wir uns auf den Weg in Richtung der Indisch-Pakistanischen Grenze...
25 thoughts on “Lahore – Ancient mystics, lovely locals, street food”
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