- October 30, 2019
- Day 56
- Danyor, Pakistan
- 7776 Km
Wir verbrachten mehrere Tage in der kleinen Stadt Danyor. Ein paar warme Tage in einem gemütlichen Garten in dieser entspannten Stadt zu genießen, war genau wonach wir uns schon gesehnt hatten. Allerdings haben wir auch zwischendurch die Umgebung und ein paar Sehenswürdigkeiten erkundet. Und wir haben wieder mal gelernt, dass es nichts nützt, während der Reise feste Pläne zu haben, da sich die Pläne ohnehin ändern.
Warum Danyor?
Wir hätten wahrscheinlich nie von der Kleinstadt Danyor, die direkt neben Gilgit liegt, gehört, wenn es Karakorum Bikers nicht gegeben hätte. Während ich mein pakistanisches Evisa wenige Stunden nach dem Absenden des Antrags im Internet erhielt, wurde Johanna gebeten ein Einladungsschreiben vorzulegen, obwohl wir die gleichen Dokumente für unsere Anträge eingereicht hatten. Nachdem sie sich erkundigt hatte, gelang es ihr, die Einladung von einem Touranbieter namens Karakoram Bikers zu erhalten. Allerdings mussten wir unter anderem ein paar Nächte buchen. Deshalb war unser nächstes Ziel Danyor, wo Karakoram Bikers einen Homestay namens Five Giants betreibt.
Erster Abend in Danyor
Danyor ist eine kleine und entspannte Stadt, hat aber einen belebten zentralen Basar. Wir kamen mit unserem neuen tschechischen Freund Pascal, alias Shit Pee, mit einem vollgefüllten Kleinbus von Aliabad am Basar an.
Diesmal mussten wir nicht mal nach einer Mitfahrgelegenheit Ausschau halten. Nach kurzer Zeit fuhr ein Pickup an uns vorbei und die Kinder, die auf der Ladefläche standen, riefen uns zu aufzusteigen. Es gab nur einen kleinen Weg, der nicht auf den Karten eingezeichnet war, und von der staubigen Hauptstraße zum Homestay führte. Als wir ankamen wurden wir von unserem Gastgeber Nawaz und seinem kleinen Hund Loki begrüßt.
Der Homestay war im Grunde genommen genauso, wie wir uns erhofft hatten, ein entspannter Ort mit einem gemütlichen Garten mit Obstbäumen. Das Wetter war viel wärmer als in den Bergen in Karimabad. Nawaz, der ein wirklich netter Zeitgenosse und auch ein ausgezeichneter Koch war, kochte am Abend Gemüsecurry für uns. Das Abendessen, das wir traditionell auf dem Boden aßen, war köstlich. Danach machte er etwas Feuer im Ofen. Ein warmer geheizter Ort war etwas, was wir lange vermisst hatten. Daher blieben wir den ganzen ersten Abend in unserer Unterkunft.
Stadtrundfahrt in Danyor
Am nächsten Tag setzte Shit Pee seinen Weg nach Islamabad fort und wir beide machten einen Spaziergang durch Danyor.
Zuerst besuchten wir eine Sehenswürdigkeit namens China Yadgar, einen chinesischen Friedhof bzw. eine Gedenkstätte. Beim Bau des Karakoram Highway verloren mindestens tausend Männer, die unter den extremsten Bedingungen arbeiteten, ihr Leben. Die meisten von ihnen waren pakistanischer Herkunft, einige aber auch Chinesen. Rund hundert der umgekommenen chinesischen Bauarbeiter sind auf diesem Friedhof begraben.
Als nächstes besuchten wir (wieder) eine Hängebrücke. Im Gegensatz zur Hängebrücke in Passu und Hussaini war die Brücke in Danyor in guten Zustand und überhaupt nicht beängstigend. So schaffte es diesmal auch Johanna die Brücke ohne Probleme zu überqueren.
Auf dieser Seite gab es wieder einige heilige Steine mit alten Inschriften zu sehen. Wie schon beim letzten Besuch heiliger Steine war das Ganze nicht besonders aufregend.
Wir gingen zurück durch den geschäftigen Basar, trafen ein paar nette Leute auf dem Weg und aßen danach leckere vegetarische pakistanische Snacks.
Neue Reisepläne
Wir hatten Schwierigkeiten, uns zu entscheiden, wie wir unsere Reise fortsetzen sollen. Da wir so spät im Jahr im Karakorum Gebirge unterwegs waren, war die Anreise zu vielen Orten mittlerweile durch den Schnee erschwert oder unmöglich. Deshalb beschlossen wir, unseren ursprünglichen Plan, in Fairy Meadows zu bleiben und zum Nanga Parbat Base Camp zu wandern, zu verwerfen. Wir brauchten einen neuen Plan.
Nachdem wir einige Stunden lang nach allen möglichen Optionen recherchiert hatten, beschlossen wir, nach Skardu zu fahren, etwa zehn Stunden mit dem Bus von Gilgit entfernt. Als wir am nächsten Morgen zusammengepackt und bereit zur Abreise waren, bekamen wir die Info, dass am Vorabend einen massiven Erdrutsch gegeben hat und die Straße nach Skardu komplett blockiert war. Es gab noch eine weitere Straße, die nach Skardu führt, die aber wegen des Schnees gesperrt war.
Wir hofften, dass die Straße bis zum nächsten Morgen geräumt wurde und entschieden uns noch einen Tag in Danyor zu bleiben. Die Situation hatte auch ihre guten Seiten - wir hatten etwas Zeit, Wäsche zu waschen, Blog zu schreiben und mit unserem neuen kleinen Freund Loki zu spielen. Da Nawaz unterwegs war und es keine anderen Gäste gab, hatten wir das ganze Haus für uns allein und konnten zur Abwechslung sogar mal unser eigenes Essen kochen.
Am nächsten Tag wollten wir, komme was wolle, weiterfahren. Wir beschlossen, zum Busbahnhof von Gilgit zu fahren und zu sehen, ob wir es schaffen nach Skardu zu gelangen. Wenn nicht, würden wir unseren Plan spontan unterwegs ändern.