Der Zauber von Osch

Die zweitgrößte Stadt Kirgisistans, Osch war unser letzter längerer Aufenthalt vor unserer Weiterreise nach China. Deshalb verbrachten wir den Großteil unserer Zeit damit unsere weitere Reise nach China und Pakistan zu planen, Dokumente vorzubereiten usw. Trotzdem hatten wir auch genug Zeit, um Sachen anzuschauen und für andere Späße, wie z.B. unsere „Hochzeit“. Osch hat uns sehr gut gefallen.

Die Straßen von Osch
Die Straßen von Osch
Trockenscheißen auf der Straße :-D
Trockenscheißen auf der Straße :-D

Glück und Unglück mit dem Guesthouse

Eigentlich hatten wir glück mit dem Guesthouse. Die Besitzerin war eine alte Oma, die zwar kein Englisch sprach, uns aber aus irgendeinem Grund ein besseres Zimmer als gebucht gab.

Dann war da noch, das Problem mit der Zahlung. Wir bekamen eine Benachrichtigung von Booking.com, dass die erste Nacht bereits abgebucht wurde, aber die Oma meinte, dass wir alles in bar zahlen sollen. Wir versuchten das Ganze am Telefon mit ihrer Schwiegertochter zu klären bzw. drückte sie uns ihr Telefon in die Hand, was aber auch nicht funktionierte. Da wir in den Abend starten wollten, vereinbarten wir, dass die Schwiegertochter am nächsten Morgen vorbeikommt und die Omi daweil meinen Pass behält.

Als wir gegen Mitternacht zurückkamen, war die Oma noch immer auf. Sie wollte die Sache mit dem Geld lösen und ihr Enkel half nun bei der Übersetzung. Wir einigten darauf, dass wir zahlen und sie überprüfen ob etwas von meinem Konto abgebucht wurde (was sie leider nicht hinbekommen haben). Wir fühlten uns ein bisschen schlecht, dass die Omi wegen uns so lang wach geblieben ist, aber es stellte sich später heraus, dass es keinen Grund dafür gab. Es schien, dass sie sowieso niemals schlafen ging, da wir sie in den folgenden Nächten mit irgendjemanden schreien hörten.

Schlechte Cocktails und gute Gesellschaft

Unser Plan für den ersten Abend, war es Lena und Tjerk zu treffen – es war das letzte Mal, dass sich unsere Reiserouten kreuzten, zumindest bevor Indien. Wir gingen zu einem Biergarten, wo es gegrilltes Essen gab. Nach dem Essen bestellte Tjerk Kurut, traditionelle getrocknete Joghurtbällchen. Die Bällchen waren so ungewohnt sauer und trocken, dass das Schlucken zu einer großen Herausforderung und gleichzeitig zu einem großen Spaß wurde. Wir feierten unser Treffen und den 151. Tag, den unsere Freunde unterwegs waren und bestellten Cocktails. Nach dem Erlebnis können wir nur davon abraten, dass in Zentralasien zu tun. Das Personal hatte keine Ahnung wie man Cocktails mixt, Lena und Johanna bekamen Mojitos, ein Schuss Minzlikör mit Sodawasser, während Seris Tornado, ein B52 war welcher inklusive Feuerzeug zum Anzünden serviert wurde – zumindest war es ein großer Spaß! 

Im Bazar der Geschlechter

Traditional fabrics
Traditional fabrics

Eine Städtereise in Zentralasien ist niemals komplett ohne einen Besuch des lokalen Bazars. Der Bazar in Osch hatte den Vorteil, dass er entlang einer Hauptstraße aufgefädelt war und man sich kaum verlaufen konnte. Auch hier gab es wieder alles Erdenkliche, von Kleidung und Schmuck, über Nüsse und Trockenfrüchte bis hin zu Gemüse und Gewürzen.

Der Hauptstraße des Bazar
Der Hauptstraße des Bazar
Wir kaufen oft Nüsse und getrocknete Früchte als Reisesnacks
Wir kaufen oft Nüsse und getrocknete Früchte als Reisesnacks
Traditionelle kirgisische Hüte und Kleidung
Traditionelle kirgisische Hüte und Kleidung

Wir waren schon länger auf der Suche nach Eheringen oder eigentlich nicht wirklich. Aber einen Ring am Finger zu haben, würde auf unserer Reiseroute viele unangenehme Fragen und Diskussionen vorwegnehmen und einiges erleichtern. Schließlich waren in den Ländern, die wir demnächst bereisten traditionelle Familienbilder und Geschlechterrollen vorherrschend. Ein Problem war, dass wir zuvor keinen Ring gefunden haben, der auf Johannas Zwergenfinger passt. Doch diesmal hatten wir Glück, die Besiegelung unserer temporären Ehe kostete uns um die 5 Euro inklusive Ringe, Manty- Abendessen und Kuchen danach.

Unsere wundervollen "Eheringe" und die Torte
Unsere wundervollen "Eheringe" und die Torte

Vegetarisches Essen in Osch

Meistens wenn wir in einer neuen Stadt ankommen, googlen wir vegetarisches Essen dort. Wir fanden nichts in Osch, was natürlich keine große Überraschung für uns war. Allerdings fanden wir eine Empfehlung für das beste Manty-Restaurant der Stadt, welches auch vegetarische Optionen hatte. Das Essen im Mantykana Aibek war großartig. Am ersten Tag bestellten wir zwei unterschiedliche Manty, einmal mit Kürbis und einmal mit Spinat. Sie wurden mit marinierten Zwiebeln serviert und wir bestellten noch Sauerrahm dazu, und bekamen den ganzen Becher. Da wir so viel Sauerrahm hatten, baten wir darum ihn im Kühlschrank für uns aufzuhaben, da wir am Folgetag sicher nochmal kommen würden. Diesmal bestellten wir nochmal dasselbe und noch zusätzlich Kartoffelmanty. Die Menge an Essen war unglaublich, aber wir packten den Rest für später ein.

Mantymania
Mantymania

Sonnenuntergang am heiligen Berg 

Einer der Orientierungspunkte in Osch war der Sulaiman-Too Berg , welcher Mitten in der Stadt in den Himmel ragte und der für viele Religionen seit hunderten von Jahren Heilig war. Angeblich ist er noch immer für religiöse und schamanistische Rituale in Gebrauch. Natürlich wollten wir die Gelegenheit nutzen diesen heiligen und mystischen Ort zu besuchen. Wir wählten einen zufälligen Pfad für den Aufstieg, da wir nicht wussten, dass es auf der anderen Seite Stufen gab. Wir kamen an geselligen Kids vorbei und an einem Friedhof mit den fettärschigen Ziegen, die Johanna schon die ganze Zeit in Kirgisistan sehen wollte.

Ziegen am Friedhof
Ziegen am Friedhof

Oben angekommen sahen wir einen wundervollen Sonnenuntergang über Osch. Wir waren auf der anderen Seite des Berges und nicht dort wo es eine kleine Moschee gibt und die meisten Touristen hingehen. Wir fanden Stiegen und wollten noch auf einen Sprung zur Moschee gehen obwohl es schon Dunkel wurde. 

Osch mit Moschee
Osch mit Moschee

Abenteuer im finsteren Friedhof

Am Rückweg Probierten wir eine Abkürzung, unser Weg endete in einem weiteren Friedhof. Da es mittlerweile komplett dunkel war, war es etwas unheimlich durch den Friedhof zu wandern, aber zumindest hatten wir eine Stirnlampe. Wir hofften, dass die Tore zum Friedhof noch offen und wir nicht eingesperrt waren. Natürlich waren sie versperrt. Als wir zum verschlossenen Tor gelangten suchte ich im dichten Gebüsch entlang des Friedhofzauns nach einem Ausweg. Johanna verweigerte es im dunklen Gebüsch eines kirgisischen Friedhofs nach einem Ausweg zu suchen. Hinter dem verschlossenen Tor sahen wir einen weiteren Zaun. Wenn wir über den ersten Zaun klettern würden, wären wir möglicherweise noch mehr eingeschlossen. Trotzdem beschlossen wir unser glück zu versuchen. Es war nicht besonders schwer über das erste Tor zu klettern, da das Gitter genügend Tritte und Halt bot. Auf der anderen Seite sahen wir nach wenigen Metern eine Lücke im Zaun. Wir waren frei und gerettet von den kirgisischen Untoten. Zumindest hatten wir ein kleines Abenteuer an unserem letzten Abend in Osch erlebt. 

Abreise aus Osch

Während unsere kleine Feier mit Lena und Tjerk hatte sich herausgestellt, dass es doch nicht unser letztes Treffen vor Indien war. Sie hatten geplant am Tag, an dem wir uns der chinesischen Grenze nähern wollten, Richtung Tadschikistan zu fahren, beides lag in derselben Richtung. Daher beschlossen wir wieder ein Stück mit den Zweien mitzufahren. Wir vereinbarten uns sonntags Früh an einem sehr speziellen Ort zu treffen… 

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3 thoughts on “The Wonderland of Osh”

  1. Clemens Ratte-Polle

    Hi. Interessante Reisen 🙂
    Fahrt ihr spontan, oder wie plant ihr vorher, zwischendurch?
    Es scheint doch alles vorgebucht zu sein, wie ihr Booking.com hier erwähnt?
    Gibt es ein Posting Reiseplanung? 🙂

    1. Hallo Clemens,

      danke! Für unsere letzte lange Reise, haben wir einiges vorab geplant, was (leider) auch wegen der Visa notwendig ist.
      Detaillierte Reiseplanung folgt meist unterwegs, Unterkünfte buchen wir meistens für den nächsten Ort ein paar Tage davor. Vor allem bei Städten spart das viel Zeit und Energie, weil man dann nicht so viel herumlaufen muss. Bei kleinen Orten und wenn wir ein paar Tage länger bleiben schauen wir mehrere Unterkünfte an und entscheiden dann spontan.

      Wir schreiben momentan noch immer unsere letzte Reise nieder. Spätestens wenn das erledigt ist möchten wir auch zu diversen Themen wie Reiseplanung, Visa, Packen usw. schreiben.

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