Unterwegs zur kirgisischen Grenze Teil 1 – Canyon Abenteuer und Überraschungen

Für die nächsten zwei Tage war unser Plan, von Almatyin Kazachstan über den abgelegenen Karkara Grenzposten, nach Karakol in Kirgistan zu gelangen. Unterwegs wollten wir den bekannten Charyn Canyon besuchen und dort übernachten. Wir wussten, dass es nicht leicht werden würde, da es für den Großteil des Weges keine öffentlichen Transportmittel gab. Darüber hinaus wussten wir nicht genau wo wir übernachten würden. Wir hatten uns auf Autostoppen und darauf unsere Hängematte aufzuhängen eingestellt und vertrauten darauf, dass irgendwie alles gut klappen würde. Es sollte besser als erwartet werden und wir hatten einige der besten Tage auf unserer Reise.

Von Almaty zum Charyn Canyon

Wir verließen früh morgens unsere Unterkunft und nahmen ein Yandex Taxi zur Sayahat Busstation, wo Mashrutkas (Sammeltaxis) Richtung Canyon fahren sollten. Der Fahrer war sehr nett. Es war schwierig die Busstation zu finden und er verfuhr sich kurz. Da wir fünf Minuten länger als geplant brauchten, verweigerte er die Bezahlung für das Taxi anzunehmen!

Wir fanden die besagte Mashrutka leider nicht, dafür aber einige andere Reisende. Zusammen organisierten wir ein Taxi für 3000 Tenge (ca.7 Euro) pro Person direkt zum Eingang des Canyons. Als wir losfuhren, dröhnte aus den Boxen des Autos der Song Freestyler in voller Lautstärke und wir hatten das Gefühl es würde ein guter Tag werden.

Am Weg zum Canyon machten gab es eine kurze Pinkelpause. Johanna entschied sich die Chance wahrzunehmen. Es war das erste Klo auf dieser Reise, dass nur über Löcher im Boden mit kleinen Zwischenwänden, aber über keine Türen oder Kabinen verfügte. Daher konnten alle in der Warteschlange beim Verrichten des Geschäfts zusehen. Letztes mal als wir durch China reisten, konnten wir uns nicht daran gewöhnen, aber diesmal fühlte es sich relativ normal für Johanna an.

Planänderung im Charyn Canyon

Charyn Canyon
Charyn Canyon

Wir ereichten den Charyn Canyon und begannen Richtung Fluss am unteren Ende zu gehen. Dort hofften wir einige Bäume für unsere Hängematte zu finden, oder im schlechtesten Fall eine der überteuerten Hütten mieten zu können.

On the way down with our backpacks...
Am Weg runter mit unseren Rucksäcken...

Nachdem wir über eine halbe Stunde mit unseren Rucksäcken, durch den Canyon unterwegs waren, waren wir fast am Ende angelangt. Plötzlich sahen wir Tjerk und Lena, ein holländisches Paar, dass in ihrem Landcruiser reist. Wir kannten sie aus dem Hostel in Almaty, da wir dort einige Abende zusammen verbracht hatten. Sie hatten wie wir den Plan an diesem oder am nächsten Tag über denselben Weg wie wir nach Kirgisistan zu fahren. Nachdem wir eine weile plauderten, meinten sie, dass sie ihre Pläne ein wenig ändern könnten. Wir könnten gemeinsam mit dem Auto einen schönen Lagerplatz suchen, dort übernachten und am nächsten Tag mit ihnen über die Grenze und bis Karakol fahren. Das hörte sich traumhaft an, aber es sollte noch besser werden.

Auf der Suche nach einem perfekten Lagerplatz

Wir machten einem kurzen Stopp beim Fluss neben den Hütten und dem Restaurant. Zehn Minuten waren allerdings genug. Die Felsformationen und der Fluss waren schön und beeindruckend, aber es kamen immer mehr Leute in den Canyon. Deswegen waren wir auch nicht besonders traurig unsere Rucksäcke zu schultern, zurück zum Parkplatz zu marschieren und zu versuchen einen ruhigeren Ort für uns Vier zu finden.

...am Weg rauf mit unseren Rucksäcken, Tjerk und Lena
...am Weg rauf mit unseren Rucksäcken, Tjerk und Lena
Lena and Johanna posen mit dem Landcruiser
Lena and Johanna posen mit dem Landcruiser

Lena and Tjerks Auto hatte nur zwei Sitze vorne da es ein off-road Camper ist. Sie fragten, ob es für uns zu ungemütlich sein würde, hinten auf einer der Kisten die auch als Bank dient, zu sitzen. Wir waren jedoch begeistert, es war toll zur Abwechslung mal in einem Geländewagen zu sitzen und auf unbefestigten Wegen reisen zu können.

Willkommen am Mars
Willkommen am Mars
Blick in den endlosen Canyon
Blick in den endlosen Canyon

Wir fuhren einige Zeit durch die beeindruckende und endlos scheinende Landschaft und erreichten einen Aussichtspunkt mit atemberaubendem Ausblick in die Ferne. Wir sahen, dass eine Schotterstraße tief in den Canyon, wahrscheinlich bis zum Fluss führte.

Wir wollten unten zum Fluss
Wir wollten unten zum Fluss

Es fühlte sich surreal an in den Canyon zu fahren, eingezwängt zwischen gigantischen Felswänden auf beiden Seiten. Manchmal wurde die Straße sehr sehr eng, aber Lena fuhr durch wie ein Profi. Nach einiger Zeit kamen wir tatsächlich am Fluss an und waren überrascht einige Picknick Häuschen zu finden, da der Ort wirklich abgelegen war. Dies eröffnete zu mindestens auch die Möglichkeit, unsere Hängematte unter einen der Dächer aufzuhängen.

Unser Camp
Unser Camp
Our bed. Lena and Tjerk even borrowed us sleeping bags :)
Unser Bett; Lena und Tjerk borgten uns netterweise sogar Schlafsäcke

Ein ruhiger Abend am Lagerfeuer

Wir folgten der traditionellen Rollenteilung, Johanna kümmerte sich mit Lena um das Essen während ich mich mit Tjerk um Holz und das Lagerfeuer kümmerte. Tjerk fällte im Endeffekt einen ganzen (abgestorbenen) Baum, so dass wir genug Holz für den ganzen Abend hatten.

Es wurde schnell dunkel und begann zu donnern und zu regnen. Die Überdachungen machten uns das Leben leichter. Glücklicherweise konnten wir nach einem kurzen Schauer zum Lagerfeuer zurückkehren. Wir tranken zusammen ein paar Biere, die wir für den Abend gekauft hatten und eine Flasche Schokoladewein, die Lena in der Mongolei zum Geburtstag bekommen hatte. Nach dem gemütlichen Abend war es bald an der Zeit schlafen zu gehen.

Hühnchen, Torte und Sangria

Plötzlich hörten wir ein sich näherndes Auto. Wir waren aufgeregt, da es mittlerweile komplett dunkel war und wir tief im Canyon versteckt waren. Das Auto erschien aus der kompletten Dunkelheit und war auch ein Landcruiser, wie Lena und Tjerk ihn hatten. So viel es Tjerk auch nicht schwer Anknüpfungspunkte zu finden. Aus dem Auto stiegen zwei junge Männer “aus einer Stadt in der Nähe”, beide sprachen gut Englisch. Sie fragten, ob es okay für uns ist, wenn sie auch im Canyon campen und das noch weitere Leute kommen. Obwohl wir uns über die Ruhe gefreut hatten, musste es okay für uns sein, der Platz war schließlich in der Natur und für alle da. Kurz darauf kam noch ein Transporter mit einigen Leuten. Insgesamt waren sie zu acht unterwegs, um den Geburtstag eines der Mädels zu feiern und zu grillen. Wir waren auch eingeladen.

Zuerst dachten wir, wir würden uns nur aus Höflichkeit für ein paar Minuten vor dem schlafen dazusetzen, aber der Abend sollte länger dauern. Die “Stadt in der Nähe” woher die Gruppe kam, war Almaty, dass 150km entfernt war, aber in einem Land das so leer und weit wie Kasachstan ist, kann anscheinend auch das Nahe bedeuten. Es handelte sich um eine Filmcrew, die professionelle Extremsport und Reisevideos produziert. Alle bezogen uns sofort mit ein und waren extrem nett, sowohl zu uns als auch im Umgang miteinander.

Einer von ihnen grillte für Stunden unglaubliche Mengen Hühnchen. Bis Mitternacht war es relativ ruhig. Die Leute aßen, wir fragten sie aus und sie fühlten sich ein bisschen wie in einer Englischstunde.

Dann wurde es Mitternacht und damit Zeit das Geburtstagskind zu feiern. Eine große Musikbox wurde voll aufgedreht, auch ein Mikrophon erschien aus dem Nichts, Blumen und Geschenke wurden überreicht, Torte aufgetischt. Etwas später wurde die Musik abgedreht, jede einzelne Person hielt eine kurze Rede für das Geburtstagskind. Der Großteil war auf Russisch, daher verstanden wir nicht viel, außer dass es sehr herzlich war.

The cakes were lovely, even if it's not that easy to transport them through the canyon in one piece
Die Torten waren super, aber es war nicht möglich sie ohne Schäden durch den Canyon zu transportieren

Danach ging die Feier weiter. Mehr Hühnchen wurde gegessen und mehr Alkohol getrunken. Alle hatten Spaß, besonders auch einer der schon etwas angetrunkenen Geburtstagsgäste. Als wir dann doch um kurz nach zwei Uhr schlafen gehen wollten, hatten einige der Gruppe Lena und Tjerks weißes Auto zu einer Leinwand umfunktioniert. Als Gutenachtgeschichte sahen wir ein süßes Video, das sie für das Geburtskind produziert hatten.

Der letzte Morgen in Kasachstan

Volles Camp am nächsten Morgen
Volles Camp am nächsten Morgen

Am nächsten Morgen schaute der Platz ein bisschen wie ein Feldspital aus. Faltbetten mit Schlafsäcken waren auf dem Gelände verteilt. Langsam wachte der Partymob auf, mehr oder weniger nüchtern. Die, die fähig waren bauten Kameras auf und einige testeten das E-Motorrad im Canyon. Uns wurde wieder Hühnchen angeboten, aber wir machten unser eigenes Frühstück. Glücklicherweise war niemand von uns verkatert. Wir fanden unser letzter Tag in Kasachstan hatte perfekt begonnen und fragten uns gleichzeitig ob noch weitere Überraschungen auf dem Weg nach Kirgisistan auf uns warteten, aber wahrscheinlich würde der Tag etwas durchnächtigt und ruhig werden. Wir lagen damit ziemlich falsch…

To be continued...
Fortsetzung folgt...

 

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